Das Mittelalter in Salento
FRIEDRICH II erhellte das Mittelalter
Am 26. Dezember 1194 kam außer dem Menschen und Kaiser auch ein Mythos zur Welt: Friedrich II von Staufen war schon zu Lebzeiten ein Synonym für große mysteriöse Bauten wie Castel del Monte. Er war aber auch Wissenschaftler, er war kulturell versiert und liebte die Poesie. So war er Auslöser für eine der glücklichsten Epochen im damaligen Zeitalter im Westen, außerdem war Friedrich II stark genug, um durch seine Herrschaft die Ausbreitung der Macht der Araber im Mittelmeer zu begrenzen.
In Leverano zeugt ein Turm mit quadratischem Grundriss von Friedrichs Baufreude. Der heute existierende Turm ist eine Nachbildung und trägt das Wappen des Städtchens. Der Originalturm wurde damals auf Friedrichs Geheiß erbaut, um den ständigen Einfällen der Sarazenen vom nahen Küstenstreifen entgegenzuwirken. Gewollter Nebeneffekt des imposanten Baus war sicherlich auch, der Bevölkerung den Herrscher so nahe zu bringen, wie es sonst keiner vor ihm geschafft hatte.
Der Turm war ursprünglich 28m hoch, verbreitert sich nach unten und wurde aus dem hiesigen, undurchlässigen Carparo-Stein gebaut. Das Kreuzgewölbe ist in gutem Zustand, wogegen die Zwischenholzdecken längst eingestürzt sind. Graben und Brücke wurden 1800 verkleinert, um Platz für die neuen Häuser zu schaffen, die um den Turm gebaut wurden.
Falknerei und Taubentürme…
sind ein weiteres Zeugnis des beliebtesten Zeitvertreibs des Adels und auch Friedrichs II, das er in seinem Werk „De arte venandi cum avibus“ ausgezeichnet dargestellt hat.
Die wilden Tauben dienten der Jagd und man hielt sie sich auch als Haustiere, denn sie produzieren den Guano, einen exzellenten Dünger und in einigen Taubentürmen waren Systeme installiert, um eben diesen Guano, wertvolles Naturprodukt, praktisch einsammeln zu können. Vor ca. 30 Jahren gab es noch über 100 Taubentürme aus verschiedenen Epochen im Salento, die Zeugnis über die Baukultur abgeben und als Erbe Friedrichs II auch darüber, wie damals mit der Umwelt umgegangen wurde. Einst waren Masserien (große Aussiedlergehöfte), Burgen und Paläste fast immer mit Türmen für die Taubenhaltung ausgerüstet, sie gehörten fast immer dem Baron.
Die mittelalterliche Küche
Das Taubenfleisch wurde auch “königliches Fleisch“ genannt, ihm wurden besondere Nährwerte zugesprochen. In der Tat waren Speise mit Taubenfleisch für feine Gaumen gedacht. Im Mittelalter war die Ernährung der Adligen wildfleischlastig, oft mit seltenen Gewürzen, die von Orientmärkten kamen. In Friedrichs Epoche verbreiteten sich dann die ersten Teigwaren. Brot wurde aus Mehlmischungen, vermengt mit Hülsenfrüchten hergestellt, wie es schon in der Bibel stand. Wein war ein Adligengetränk, Zeichen großen Wohlstands und Macht.
Damals tauchte auch die „Zweiforke“ auf, die dazu gedacht war, sich nicht die Finger fettig zu machen. Sie fand als Gabel schließlich ihren Platz zwischen dem bereits existierenden Löffel und dem Messer. Es war aber durchaus üblich, mit den Fingern zu essen, die wischte man sich anschließend ab, wo sich Gelegenheit bot, lediglich in wohlhabenden Haushalten wurden die Finger nach der Mahlzeit in Rosenwasser getaucht.
Die Gewürze im Mittelalter waren allesamt exotisch, kamen von weit her und machten die Speisen schmackhaft. Mit Gewürzen konnte damals sehr viel Geld verdient werden, auch Salz war rar und kostbar, so kostbar, dass Venedig dank seiner Vermarktung ein mächtiges Wirtschaftsimperium aufbaute, denn oft wurde es auch zur Haltbarmachung genutzt.